Sula Boldt

Das perfekte Leben – Neu geschrieben

9. September 2025

„Ich kann dir gerade nicht helfen!.“

„Bitte,nur eine Sekunde.“

Okay, vielleicht war das ein kleines Lügenbisschen, aber ich muss wirklich wissen, was als Nächstes in dieser Episode passiert, dachte sie, während sie weiter ihre Show schaute.

„Leila, bitte geh und hilf deinem Bruder!“ rief ihre Mutter von der anderen Seite des Hauses.

Mit einem lauten Seufzer stand sie auf und schleppte sich in das Zimmer ihres Bruders. Als sie die Tür öffnete, stieß sie einen weiteren Seufzer aus und fragte, wenig höflich: „Was willst du?“ Mit verschränkten Armen und einem genervten Blick half sie ihm, sein Zimmer umzuräumen – um 22 Uhr.

Warum räumte er um 22 Uhr um?

Na ja, er hatte einen neuen Fernseher bekommen. Währenddessen hatte Leila immer noch denselben Fernseher wie vor drei Jahren.

Am nächsten Morgen wachte sie früher als sonst auf, um sich für das Brunch vorzubereiten. Sie ging zum Brunch mit der Familie ihres Freundes – sie waren wie eine zweite Familie für sie. Aber sie wollte natürlich einen guten Eindruck machen.

Sie ging ins Badezimmer, schminkte sich und machte ihre Haare. Doch eine Locke wollte einfach nicht so sitzen, egal wie oft sie es versuchte.

„Ugh, dieses Lockenstab ist so alt!“ stöhnte sie. (Eigentlich war es aber der Lockenstab, den sie vor einem Monat bekommen hatte.)

Als sie endlich ihre Haare einigermaßen in Form gebracht hatte, stand sie vor dem schlimmsten Teil ihres Morgens: ihrem Kleiderschrank.

Und heute brauchte sie ein besonders gutes Outfit.

20 Minuten vergingen. 30 Minuten. 40 Minuten. Fünf komplette Zusammenbrüche vor dem Kleiderschrank, und es war Zeit, den Profi anzurufen:

ihren Freund Jack.

Jack wusste zwar nicht viel von Mode, aber er konnte immer zur richtigen Zeit die passenden Worte finden – und das war alles, was Leila wirklich brauchte.

Er nahm den Anruf entgegen, wie er es immer tat – besonders morgens, weil er wusste, was kommen würde. Dies war nicht das erste Mal, dass sie ihn um Hilfe bat.

„Hey, how are you doing?“ – derselbe Satz, den er seit zwei Jahren benutzte.

„Horrible! I literally have nothing to wear! I’ve been looking for 45 minutes!“

„I doubt there’s nothing in your huge closet…“

„No, you don’t understand! I literally have nothing!“

„Show me your closet. I’m sure we can find something.“

Also zeigte sie ihm den Boden – denn im Schrank war fast nichts mehr.

Es dauerte etwa fünf Minuten, bis sie ein Outfit gefunden hatten. Auch wenn Jack beim Aussuchen des Outfits nicht wirklich half, stand er ihr unterstützend zur Seite. Und jetzt, da sie ihr Outfit hatte, war sie endlich bereit zu gehen.

Sie kam 15 Minuten zu früh im Restaurant an, obwohl sie wusste, dass sie wahrscheinlich warten müsste.

Als Jack und seine Familie zwei Minuten zu spät ankamen, schmunzelte sie.

„Du bist früh“, sagte sie, wissend, was er als Antwort geben würde.

„I’m so sorry we’re late“, sagte er – wie erwartet.

Sie störte es nicht wirklich, dass seine Familie zu spät war. Sie mochte es einfach, ihn daran zu erinnern.

Das Brunch verlief gut. Sie aß ihren Salat, während ihr Freund mehrere Toastscheiben mit Marmelade verzehrte. Sie wünschte, sie könnte so essen wie er. Eigentlich konnte sie – das Einzige, was sie davon abhielt, war sie selbst.

„Das ist der einzige Weg zu meinem Traumjob“, sagte sie sich.

Und auch wenn Jack sie immer wieder daran erinnerte, dass sie sich auch mal etwas anderes gönnen konnte als Salat, unterstützte er sie weiterhin.

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Später am Nachmittag, nachdem das Klirren der leeren Teller verklungen war, ließ sich Leila in den Aufzug zurück zu ihrem Penthouse sinken. Die Lichter der Stadt draußen verschwammen in Neonstreifen, als sie den Knopf für ihren Stock drückte. In der Stille der Fahrt hallte Jack’s vertraute Stimme in ihrem Kopf, gemischt mit dem sanften Necken wegen ihres Kleiderschrank-Dilemmas. Das war ein kleiner Trost an einem Tag, der sich immer anfühlte wie ein Balanceakt zwischen den Erwartungen der anderen und dem, was sie tief in sich fühlte.

In jener Nacht, als im Penthouse eine stille Stille herrschte, saß Leila, die Beine gekreuzt auf ihrem ungemachten Bett. Ihr Handy vibrierte, Benachrichtigungen von Social Media blitzten auf – Models in makellosen Studios, glamouröse Events, endlose Filter. Sie scrollte langsam, ihre Augen schwer vor Sehnsucht und Frustration. Ein flüchtiger Blick in den Spiegel offenbarte ihr den müden Ausdruck in ihrem Kiefer und das leichte Absinken ihrer Schultern. Während sie ihr Make-up mit routinierter Präzision auftrug, schweiften ihre Gedanken zurück zur Schule – wo beliebt zu sein bedeutete, gesehen zu werden, und wo jede Flurfahrt ein Test für ihre coole, selbstsichere Ausstrahlung war.

Am nächsten Morgen fühlte sich die Schule wie eine Bühne an. Leila zog ihre Lieblingsjacke an und trat entschlossen hinaus, um einen weiteren Tag zu bestehen. In den überfüllten Fluren folgten ihr Flüstern und Kichern wie Schatten. Sie bewegte sich mit einer gezielten Anmut, nickte Freunden zu und tauschte flüchtige Lächeln aus, die die Schwere in ihrem Inneren kaum verbergen konnten.

Im Unterricht lobte ein Lehrer sie für ein Projekt, und für einen Moment erstrahlte sie vor Stolz. Doch als ihr Blick auf einen verschmierten Fleck an ihrem Ärmel oder ein widerspenstiges Haar fiel, erlosch das Leuchten. Zwischen den Stunden kritzelte sie in ihrem Notizbuch – grobe Skizzen von Kleidern, schnelle Linien, die ineinander übergingen – ihre Finger zeichneten Geheimnisse nach, die sie nicht in Worte fassen konnte.

In der Mittagspause, während die meisten Mädchen an lebhaften Tischen beisammen saßen, wählte Leila eine ruhige Ecke. Das Stimmengewirr um sie herum war ein ständiges Summen; eine Freundin strich mit einem halben „hey“ an ihr vorbei, und sie erwiderte ein kleines Lächeln. Doch innerlich schmeckte jeder Bissen ihres Sandwichs nach Kompromiss – ein Opfer, das sie brachte, um ihr perfektes Image zu wahren.

Später, als die letzte Schulglocke läutete und die Flure sich leerten, blinkte eine Nachricht von Jack auf ihrem Bildschirm auf: „You okay? School wasn’t as fun today.“ Seine einfache Sorge ließ ihr Herz einen Augenblick schwer werden, ein stiller Hinweis darauf, dass hinter der glänzenden Fassade, die sie der Welt zeigte, Schmerz lauerte. Kurz antwortete sie und steckte ihr Handy weg, fest entschlossen, den Rest des Tages zu überstehen.

An jenem Nachmittag, nach einem scheinbar endlosen Strom von Unterrichtsstunden und verpflichtenden Gruppenarbeiten, schlurfte Leila mit schwerem Herzen nach Hause. Der Heimweg war ein Nebel aus gedämpften Stimmen und flüchtigen Blicken, jeder Schritt trug den unsichtbaren Druck, perfekt zu sein. Die ihr vertrauten Straßen wirkten kälter, als wären sie auch müde vom ständigen Vortäuschen.

Ein paar Tage später drückte die Sommerhitze unerbittlich auf die Stadt. An einem besonders drückenden Nachmittag beschloss Leila, Zuflucht am Penthouse-Pool zu suchen – einem Ort, der einst Versprechen von Erholung und kühler Abkühlung bot. Ohne groß nachzudenken, schlüpfte sie in ihren Lieblingsbadeanzug und trat auf den Balkon. Der Pool erstreckte sich, seine Oberfläche schimmerte unterm unerbittlichen Sonnenlicht und lockte sie mit dem Versprechen längst vergessener Freude.

Für ein paar kostbare Minuten saß Leila am Rand, tauchte ihre Zehen ins Wasser. Die sanften Wellen schickten winzige Schauer ihre Beine hinauf, und für einen Moment vergaß sie fast den Druck der Erwartungen und den Schulstress. Doch dieser Frieden wurde jäh zerrissen.

Ein plötzlicher, schriller Schrei schnitt durch die Luft. Leila riss zusammen, das Herz hämmerte, als sie den Pool absuchte. Dort, am gegenüberliegenden Ende, kämpfte ihr kleiner Bruder – sonst so sorglos – verzweifelt im Wasser. Sein fröhliches Lachen war verflogen, ersetzt durch panische Rufe, die ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagten.

Ohne einen Moment zu zögern, stürzte sich Leila in den Pool. Das Wasser, einst kühl und einladend, schäumte wild, während sie mit aller Kraft auf ihn zugesteuerte. Jeder Zug war ein Ringen gegen die Panik. Gerade als sein Kopf drohte unterzugehen, erreichte sie ihn. Seine kleinen Hände strampelten wild im Wasser, und für einen quälend langen Moment schien die Zeit stillzustehen. Leila packte seinen Handgelenk fest, ihre Finger umklammerten ihn, und sie zog mit all ihrer Kraft. Das kühle Nass schmeckte bitter, während sie gegen die Strömung ankämpfte, jeder Herzschlag dröhnte in ihren Ohren. Schließlich, als sie ihn an den Rand zerrte, keuchten beide, zitternd vor Kälte – und die Stille, die folgte, war lauter als jedes Geräusch. Die weit aufgerissenen, ängstlichen Augen ihres Bruders trafen ihre, und sie sah den immer noch brennenden Schrecken darin.

Später, während sie beide in schwere Handtücher gehüllt am Pool saßen, murmelte ihr Bruder unverständlich, während Leilas Gedanken raste. Der Pool, einst ein Ort der Zuflucht, erschien nun wie ein dunkler Spiegel jenes schrecklichen Moments. Jeder Wellenschlag erinnerte sie an das beinahe geschehene Unglück, jeder Platscher hallte die Angst wider, die sie damals ergriffen hatte.

Die Tage vergingen, und der Pool blieb unberührt. Ihre einst tägliche Schwimm-Routine wurde durch endlose Stunden drinnen ersetzt, und ihr Spiegelbild zeigte nun eine Mischung aus stillem Schuldgefühl und schleichendem Selbstzweifel. In der Schule lastete der Tag am Pool wie ein unsichtbarer Schleier auf ihr. Im Unterricht schweiften ihre Gedanken immer wieder zu diesen hektischen Momenten im Wasser, und selbst das einfachste Lächeln fühlte sich gezwungen an.

An einem regnerischen Nachmittag, in der hintersten Reihe eines fast leeren Klassenraums, kritzelte sie gedankenverloren nicht nur abstrakte Formen, sondern eine grobe Skizze eines Kleides, das aus Wassertropfen und sanften Kurven zu bestehen schien – ein Design, geboren aus der Erinnerung an diesen verhängnisvollen Tag. Eine Mitschülerin beugte sich leise zu ihr herüber und flüsterte: „Geht es dir gut, Leila?“

Sie nickte nur, die Augen leer und unkonzentriert.

Nach der Schule wanderte sie durch die stillen Korridore des Gebäudes, ihre Schritte hallten leise wider. Draußen verwandelte der Regen den Asphalt in einen glänzenden Spiegel. Sie eilte nicht heim, sondern ging langsam, in Gedanken versunken, bis sie den kleinen Park in der Nähe ihrer Wohnung erreichte. Auf einer feuchten Bank sitzend, zog sie ihr abgenutztes Notizbuch heraus und kritzelte fieberhaft – entwarf Kleider, Muster und Formen, die sie an Wasser erinnerten, jedoch nicht an das Gefährliche. Stattdessen sprachen diese Linien von Hoffnung, von Widerstandskraft.

Später an jenem Abend, zurück in ihrem Penthouse, fand Jack sie auf der Couch zusammengekauert – das Notizbuch lag in ihrem Schoß. Der sonst so strahlende Funke in ihren Augen war von Erschöpfung und Trauer gedämpft. Jack setzte sich eine Weile schweigend neben sie, der einzige Klang war das leise Summen der Klimaanlage und ferne Stadtgeräusche. Schließlich sagte er sanft: „Hey, Leila, rede mit mir.“

Sie blickte auf, Tränen blitzten in ihren Augen auf, die sie hastig wegblinzelte. „Ich… ich sehe immer wieder sein Gesicht im Wasser“, flüsterte sie, ihre Stimme kaum hörbar. „Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, kann ich es nicht vergessen.“

Jack streckte die Hand aus, strich ihr sacht eine abenteuernte Strähne aus dem Gesicht. „Es ist okay“, murmelte er. „Ich bin hier. Du hast ihn gerettet – das braucht Mut. Du bist immer noch stark.“

Doch an jenem Abend schien Stärke schwer zu fassen. Die Last des Tages, der Schule, der Erwartungen und jenes schrecklichen Moments am Pool drückte schwer auf sie. Später, allein in ihrem Zimmer, starrte Leila in den Spiegel – einst eine selbstbewusste, stilbewusste junge Frau, nun gezeichnet von schattigen Augen und zitternden Lippen. Der Spiegel log nicht; er zeigte jemanden, der verzweifelt darum kämpfte, nicht unterzugehen.

Die Tage wurden zu Wochen. In der Schule ging Leila zwar weiterhin mit ihrem sonst selbstbewussten Gang durch die Flure, doch ein paar Ecken ihres Lächelns fehlten. Lehrer lobten ihre kreativen Projekte, ohne zu ahnen, dass jedes ihrer Zeichnungen ein Ventil war, um die Erinnerungen an diesen Tag zu ersticken. Ihre einst lebhaften Gespräche mit Freunden wurden leiser, durchsetzt mit langen Pausen, während sie in Gedanken versank.

Eines frostigen Morgens, als der Nebel an den Bürgersteigen klebte, saß Leila in einem Klassenraum hinten und konzentrierte sich auf eine Skizze eines fließenden Kleides, das sie in der Nacht zuvor gezeichnet hatte. Die Linien waren rau und ungleich – roh, wie ihre Gefühle. Eine Freundin, die ihren fernen Blick bemerkte, setzte sich neben sie. „Hey, du wirkst in letzter Zeit irgendwie abwesend. Wollen wir nach dem Unterricht einen Kaffee trinken?“

Die Einladung war schlicht, unaufdringlich – doch für Leila war sie eine Erinnerung daran, dass jemand sich sorgte. Sie zwang sich zu einem Lächeln und nickte, während ihre Gedanken unweigerlich zu jenem Nachmittag am Pool zurückkehrten.

Nach der Schule trafen sie sich in einem kleinen, altmodischen Café mit verblassten Neonlichtern. Während ihre Freundin über Wochenendpläne und den üblichen High-School-Krams plauderte, lachte Leila – ein echtes, herzliches Lachen, das sie für einen Moment die Schatten vergessen ließ, die in ihrem Inneren lauerten. Doch als das Lachen verklang, kehrte eine beständige Traurigkeit zurück, die sich nicht so leicht verscheuchen ließ.

In jener Nacht, zurück in ihrem Penthouse, blätterte Leila in ihrem Skizzenbuch. Die Seiten waren gefüllt mit Designs, inspiriert von jeder Emotion der letzten Wochen – chaotische Linien, die sich wie ihre Gedanken verstrickten, und sanfte Kurven, die an vergessene Hoffnung erinnerten. Ein bestimmtes Design fing ihren Blick ein: ein Kleid, das die Essenz eines Sommerpools unter einem strahlend blauen Himmel einzufangen schien, doch von dunklen Untertönen durchzogen war. Es war zugleich wunderschön und eindringlich – ein perfekter Spiegel ihres jetzigen Zustands.

Jacks Nachrichten kamen weiterhin – kleine Botschaften der Unterstützung wie: „I’m here if you need me.“ oder „Don’t worry too much.“ Sie waren winzige Rettungsanker, und obwohl sie nicht immer antwortete, erinnerte jedes einzelne sie daran, dass sie nicht ganz allein war.

Dann, eines Tages, als sie unter einem wolkenverhangenen Himmel von der Schule nach Hause ging, entdeckte Leila einen abgenutzten Flyer, der an einem Laternenpfahl hing. In fetten, schlichten Buchstaben stand: „Lokaler Modewettbewerb – Zeig uns deinen wahren Stil.“ Ihr Herz machte einen Satz. Jahrelang hatte sie den Traum vom perfekten Model verfolgt, doch vielleicht war es an der Zeit, etwas anderes zu versuchen – einen Weg, ihr wahres Selbst auszudrücken, mit allen Narben und allem, was dazugehört.

In der Stille ihres Zimmers zog Leila ihr Skizzenbuch hervor und begann fieberhaft zu arbeiten. Der Bleistift tanzte über das Papier, zeichnete Designs, roh und ungeschliffen. Jede Linie fühlte sich an wie eine Befreiung – ein kleiner Aufstand gegen die Erwartungen, die sie einst definierten. Die Entwürfe waren nicht poliert oder extravagant, aber sie waren ehrlich. Sie erzählten die Geschichte eines Mädchens, das sich dem Schrecken gestellt, den Schmerz gespürt und langsam, schmerzhaft seinen Weg zurück gefunden hatte.

Die Schule verging in einem Wirbel aus langen Tagen und leisen Komplimenten. Ein Lehrer gab eine Aufgabe zurück und meinte: „Ich mag deinen kreativen Dreh, Leila wirklich.“ Für einen Moment füllte sich ihr Herz mit Stolz, ehe der Zweifel wiederkehrte. Aber die Skizzen, diese unperfekten Zeichnungen, erinnerten sie daran, dass Schönheit nicht in Perfektion lag, sondern in der Wahrheit.

Beim Volleyballtraining im Gemeindezentrum – einem Ort mit rissigen Böden und alten Netzen, in denen noch das Echo von Lachen klang – fand Leila wieder ein Lächeln. Das Spiel war holprig und rau; sie stolperte mehr als einmal und verfehlte den Ball manchmal völlig. Aber mit jedem Fehltritt hörte sie das Anfeuern ihrer Teamkameraden, und dieses ehrliche, einfache Geräusch ließ sie ein kleines Stück mehr ganz fühlen. Dort, auf diesem abgenutzten Spielfeld, definierte sie sich nicht durch das makellose Bild eines Models, sondern durch jeden Schweißtropfen und jedes echte, ungezwungene Lachen.

An einem Abend, als die Dämmerung in das sanfte Leuchten der Straßenlaternen überging, saßen Jack und Leila auf den Stufen vor dem Gymnasium. Die kühle Luft streifte ihre Haut, während sie einen stillen Moment teilten. Jack sah sie mit einer unbeschwerten Güte an und sagte: „Du bist echt, Leila. Und das ist schöner als jedes perfekte Bild.“ Seine Worte, schlicht und unverblümt, hüllten sie ein wie eine warme Decke.

Bald nahte die Deadline für den Modewettbewerb. Mit zitternden Händen und einem Herz, das vor Hoffnung pochte, reichte Leila ihre Entwürfe ein. Sie waren alles andere als polierte Laufstegstücke – chaotisch, roh und ganz ihr eigener Ausdruck. Der Wettbewerb war nicht groß, nur ein lokales Event, aber für sie bedeutete er die Chance zu zeigen, dass selbst in ihren zerbrochenen Momenten etwas Bedeutungsvolles entstehen konnte.

Am Tag des Wettbewerbs betrat Leila einen schlichten Saal mit einer bunten, ungleichmäßigen Zuschauerschaft und einer einfachen Bühne. Hinter den Kulissen, während andere Designer noch über jedes Detail feilschten, saß sie still da, ihre Skizzen vor sich ausgebreitet. Die Luft roch leicht nach Stoff und nervöser Erwartung. Als ihre Zeit gekommen war, trat sie hinaus – ihr Herz schlug so laut, dass sie kaum das Applausgeräusch vernahm. Die Models präsentierten ihre Kreationen über den improvisierten Laufsteg – eine Kollektion, die von dunklen Pools, regnerischen Klassenzimmern und dem gleichmäßigen Schlag eines entschlossenen Herzens erzählte.

In diesem Moment, als der Applaus sich mit leisen zustimmenden Murmeln mischte, erhaschte Leila einen Blick in einen Hinterraumsspiegel. Das Mädchen, das ihr dort entgegenblickte, war nicht mehr dieselbe wie früher – diejenige, die besessen vom perfekten Image war. Jetzt lag in ihren Augen eine subtile Stärke, eine rohe Ehrlichkeit, die in jeder Unvollkommenheit durchschimmerte.

Später, als die Menge sich in die kühle Nacht zerstreute, fand Jack sie allein am Ausgang. Er reichte ihr ein kleines, abgenutztes Notizbuch. Auf der ersten Seite stand in seiner vertrauten Handschrift:„Bleib